Heinz Litten

Heinz Litten wurde als zweiter Sohn am 14. Juni 1905 in Halle /Saale geboren.

Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums in Königsberg, studierte er sowohl in Königsberg als auch in Berlin Jura und Theaterwissenschaft.

1927 reicht er seine Dissertation ein. Sie trägt den Titel:

DIE ÄNDERUNG DES BÜHNENWERKES DURCH DIE AUFFÜHRUNG

Eine theaterrechtliche Studie

 

Mit Beendigung seines Jurastudiums tritt er in die Staatliche Schauspielschule Berlin ein. Leiter der Schauspielabteilung ist kein Geringerer als Leopold Jeßner. Der erkannte schon bald das Talent seines damals 22 jährigen Schülers und ließ ihn kleinere Rollen in seinen Inszenierungen übernehmen. Schon während der Schauspielschule entdeckte Heinz sein Regietalent und bekam sehr bald eine Regieassistenz am Berliner Staatstheater.

Im Dezember 1929 wechselte er an das Stadttheater in Chemnitz , wo er zahlreiche Inszenierungen durchführte und  bald schon zu dessen Oberspielleiter berufen wurde

 

Was dann passierte beschreibt seine Mutter in ihrem Buch: „Eine Mutter kämpft gegen Hitler“ folgendermaßen:

„Mein zweiter Sohn Heinz ist bei Nacht und Nebel im Auto aus Chemnitz geflohen, wo er Regisseur am Stadttheater war, und wohnt nun bei uns. Er hat zunächst die ersten Wochen jede Nacht bei anderen Freunden geschlafen. In Chemnitz hatte man mit Hundepeitschen in der Hand nach ihm gesucht, hatte einen Wachdienst auf dem Bahnhof eingerichtet, um ihn im Fall seiner Abreise abzufangen. Heinz hatte sich während seiner mehrjährigen Tätigkeit in Chemnitz den stärksten Hass der Nazis zugezogen. Durch revolutionäre Inszenierungen von Stücken mit pazifistischer und sozialistischer Tendenz, durch Einstudierung von Sprechchören mit der Arbeiterjugend und nicht zuletzt auch Vorträge und Artikel, in denen er die Nazis aufs schärfste angriff.

Heinz konnte sich noch nicht entschließen, Deutschland zu verlassen. Er fand, daß einer dableiben und mir im Kampf um Hans beistehen müsse. Er gab Unterricht im Rollenstudium, den auch verschiedene Berliner Schauspieler heimlich nahmen.“

Von nun an unterstützt Heinz seine Mutter bei ihrem Versuch Hans zu retten. Er unternimmt zahlreiche Reisen ins Ausland, auch nach Prag und in die Schweiz, wohin es seinen jüngeren Bruder inzwischen verschlagen hat. Und er versucht mit Hilfe der Presse auch das Ausland auf den Fall seines Bruders - und auf die Situation in Deutschland - aufmerksam zu machen. In Großbritannien bemüht er sich sozialistische Anwälte für die Befreiung seines Bruders zu mobilisieren.

Zusammen mit seiner Mutter flüchtet er 1938 über die Schweiz und Frankreich nach Großbritannien. Dort tritt er dem Pioneer Corps der britischen Armee bei, wo er von 1940-43 diente. Dann endlich kann er wieder in seinem ursprünglichen Beruf arbeiten und wird zusammen mit Erich Freund künstlerischer Leiter der neu gegründeten „Kleinen Bühne des freien deutschen Kulturbundes“. Dort lernt er vermutlich auch seine spätere Frau Mowgli kennen, die er im Januar 1944 heiratet.

Bereits 1946 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er sich auf Grund seiner politischen Einstellung am Aufbau eines sozialistischen Staates in der sowjetisch besetzten Zone beteiligen wollte.

Im Dezember 1946 wurde ihm die Generalintendanz des Sächsischen Staatstheater Dresden angetragen, auf Wunsch der Partei verzichtete er darauf, weil er sich

als Lizenzträger und Intendant der Berliner Volksbühne bereit zu halten hatte. Im Januar 1947 war es dann so weit und er wurde Intendant der neu eröffneten Berliner Volksbühne. Aber er distanzierte sich von einer Spielplangestaltung durch die SED.

Die Volksbühne sollte kein Partei Theater werden. Auf Grund eines Parteibeschlusses wurde die Volksbühne bereits 1949 wieder geschlossen. Seitdem war Heinz Litten als freier Regisseur in der DDR tätig und hatte wohl auch gut zu tun. Dennoch litt er zunehmend unter dem Misstrauen und der Ablehnung, die vielen westlichen Emigranten in der DDR entgegengebracht wurde.

Auch die politische Entwicklung missfiel ihm zunehmend.

Am 24. August 1955, im Alter von 50 Jahren, nahm er sich das Leben. 

Heinz Litten
Heinz Litten
Kindheitsfoto der drei Litten Brüder
Kindheitsfoto der drei Litten Brüder
Heinz als Spielleiter in Chemnitz
Heinz als Spielleiter in Chemnitz